Die deutsche Medienlandschaft ist geprägt von einem dualen System aus privaten und öffentlich-rechtlichen Anbietern. Dabei unterscheidet sich die Marktstruktur deutlich von anderen Ländern. Der deutsche TV-Markt ist vergleichsweise stark reguliert. So sind die Möglichkeiten für TV-Werbung sowohl quantitativ als auch qualitativ begrenzter und deutlich restriktiver als etwa in den USA. Die Ausstrahlungszeit für TV-Werbung ist beispielsweise in Deutschland auf maximal zwölf Minuten pro Stunde beschränkt.

Zugleich sind die öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland sehr finanzstark: Wie in vielen anderen europäischen Ländern, ist die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Anbieter gesetzlich sichergestellt, ihr Budget aus Rundfunkgebühren dabei aber außerordentlich hoch (Abb. 062). Die Sendeanstalten finanzieren aus Gesamteinnahmen von 9,3 Mrd Euro rund 20 TV-Sender und rund 60 Radioprogramme. Die privaten Anbieter generieren Umsätze primär aus Werbung und betreiben mit einem Etat von 10,7 Mrd Euro über 290 TV-Sender und rund 270 Hörfunkprogramme (Aktuellster Stand: 2016).

Die privaten Anbieter sind bislang von der öffentlichen Finanzierung ausgenommen. ProSiebenSat.1 leistet jedoch gerade in den jungen Zielgruppen einen wichtigen Beitrag zur medialen Grundversorgung. In diesem Kontext haben wir im Jahr 2017 die Debatte um eine Weiterentwicklung des dualen Systems forciert. Ziel des Vorschlags für eine Medienordnung 4.0 ist es, Inhalte zu fördern und die Finanzierung nicht länger ausschließlich an Institutionen festzumachen. Die Politik hat bereits erkannt, dass Reformen notwendig sind. Ein erster Schritt waren die Vorschläge der Intendanten zur Strukturreform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.  Nachhaltigkeit

062 / Öffentliche TV-Budgets verschiedener öffentlich-rechtlicher Anbieter in Europa in Mrd Euro

Öffentliche TV-Budgets Verschiedener Öffentlich-rechtlicher Anbieter in Europa (Balkendiagramm)

1 Adjustiert auf deutsches Preisniveau, basierend auf Eurostat-Preisleveldaten, 2016.

DE: Beitragseinnahmen ohne Deutschlandradio und Radioanteil ARD.

ES: Staatliche Subventionierung inklusive des Pflichtbeitrags der privaten Fernsehsender (3% der Umsätze für Free-TV und 1,5% für ) für RVE und autonome Sender.

Quelle: IHS, KEF, UN, DigitalTVeurope, McKinsey-Analyse.

Das ist in ein finanzielles Ungleichgewicht geraten, da die Einnahmen der Öffentlich-Rechtlichen aus den Rundfunkgebühren in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sind und der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich zusätzlich über Werbung finanziert. Hinzu kommt, dass im Zuge der Digitalisierung neue Marktteilnehmer entstehen und sich der Wettbewerb mit globalen Anbietern intensiviert. ProSiebenSat.1 steht dieser Entwicklung grundsätzlich positiv gegenüber und erkennt in der dynamischen Marktentwicklung zahlreiche Wachstumschancen. Ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung sind jedoch gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen, die den digitalen Wirtschaftswandel begleiten. Dazu gehören einheitliche Standards zum Jugendschutz oder Urheberrecht ebenso wie eine adäquate Förderung der europäischen Digitalindustrie.  Risikobericht

Es ist wichtig, dass der Gesetzgeber private Anbieter dabei unterstützt, die digitale Transformation zu gestalten. Strategisch gehen wir das Thema selbst an und bilden Allianzen. Ein Beispiel ist die Log-in-Allianz, die ProSiebenSat.1 gemeinsam mit der Mediengruppe RTL Deutschland und United Internet initiiert hat. Ziel ist es, dem User eine ebenso einfache wie sichere Lösung zu bieten, um branchenübergreifend auf alle Internetdienste der Initiative zugreifen zu können. Damit generieren wir für alle Marktteilnehmer einen Mehrwert und etablieren Standards, um den hiesigen Digitalmarkt zu stärken.

Die digitale Entwicklung stellt uns vor völlig neue Herausforderungen: Immer mehr und vor allem junge Menschen nutzen das Internet, um sich politisch zu informieren. Der User sucht im Netz Informationen und erhält Ergebnisse, die ihn in seiner Meinung bestätigen. Algorithmen verstärken wiederum die Einseitigkeit, sodass eine individuelle Echokammer entsteht. Der gemeinsame gesellschaftliche Horizont vereinzelt sich. Wir Medienhäuser müssen dieser Entwicklung Inhalte entgegensetzen. Die Medienordnung 4.0 liefert einen probaten und zugleich realistischen Lösungsansatz, wie man das duale Rundfunksystem an die Gegebenheiten der digitalen Gesellschaft anpassen kann: Indem wir relevante Inhalte fördern, schaffen wir ein verlässliches Gegengewicht zu einer auf Algorithmen basierenden Medienlandschaft. Objektive Berichterstattung und Kontextualisierung sind die Basis für Medien- und Meinungsvielfalt. http://www.prosiebensat1.com/nachhaltigkeit/publikationen/medienordnung-4-0

Pay-TV
Bezeichnet ein Fernsehprogramm, das nur durch das Zahlen zusätzlicher Gebühren zu empfangen ist. Zumeist ist zum Empfang auch ein spezielles Zusatzgerät (Decoder) erforderlich.
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Duales Rundfunksystem
Unter dem dualen Rundfunksystem versteht man das gleichzeitige Bestehen von privatem und öffentlich-rechtlichem Rundfunk. Der bedeutendste Unterschied der beiden Rundfunksysteme stellt sich hinsichtlich der Organisationsform und des Organisationszwecks dar. Den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit ihren Hauptprogrammen ARD und ZDF obliegt die „Grundversorgung der Bevölkerung mit Informationen“. Ihre Finanzierung ist gesetzlich garantiert und über die Rundfunkgebühr geregelt. Die privaten Anbieter agieren als eigenständige Wirtschaftsunternehmen und beziehen ihre Umsätze größtenteils aus der Vermarktung von Werbung.
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